Dieser Artikel soll ein bisschen genauer erläutern, warum ich hier auf dieser Webseite H2O2 zum Reinigen und Desinfizieren empfehle, obwohl es doch eigentlich ein Bleichmittel ist.
Es geht im Allgemeinen um die Frage, ob bei normalem Gebrauch Oberflächen ausbleichen. Dies dürfte wahrscheinlich bei der Anwendung im Hause oft weniger wünschenswert sein.
Ein findiger Leser hat mich darauf aufmerksam gemacht. Ein Dank geht an Herrn H.
Wasserstoffperoxid ist ein Bleichmittel
Zuerst einmal, ja klar, Wasserstoffperoxid wird zum Bleichen verwendet. Dafür ist es seit langem bekannt und es wird ja auch sehr erfolgreich zu diesem Zweck beim Bleichen von Haaren und verschiedenen Stoffen verwendet.
Wichtig ist aber zu wissen, dass für ein richtig erfolgreiches Bleichen Zusatzstoffe nötig sind.
Wasserstoffperoxid wirkt aber auch schon alleine als Bleichmittel durch Oxidation. Es wird deswegen auch als Aktiv-Sauerstoff bezeichnet.
Entfärbende Wirkung benötigt Zusatzstoffe
Wasserstoffperoxid ist zunächst einmal ein starkes Oxidationsmittel. Eine stark entfärbende Wirkung erfordert Alkalien als Zusatzstoffe. Sie wirken sozusagen als Bleichverstärker. Für das Haarebleichen ist dafür früher oft Ammoniak verwendet worden.
Quelle: Wasserstoffperoxid bleicht Farben
Was passiert beim Bleichen?
Im Grunde werden Farbstoffe in den Materialien durch Oxidation und Reduktion (Redox-Reaktion) zerstört. Das können unerwünschte Farbstoffe wie Verunreinigungen, aber auch erwünschte Farbstoffe sein. Das ist ein komplexes Thema und die Art der Wirkung ist abhängig von mehreren Faktoren.
Wer sich genauer über die Chemie des Bleichens mit H2O2 informieren möchte, dem empfehle ich folgende Informationen: Redoxreaktionen mit Wasserstoffperoxid
Die Kraft steigt mit der Konzentration
Ein entscheidender Faktor, der bei der Kraft der Bleichwirkung eine Rolle spielt, ist die Konzentration der Lösung. Wer mit Wasserstoffperoxid also richtig bleichen will, benötigt eine gewisse Stärke.
Durchaus kann gesagt werden: Je stärker die Konzentration, desto stärker ist auch die Reaktion.
Beispielsweise werden beim Bleichen von Holz typischerweise 30% und mehr verwendet. Auch Jäger, die Ihre Jagdtrophäen wie Schädel oder Geweihe mit H2O2 gebleicht haben, benutzten eine 30%ige Lösung. Starke Lösungen wurden jedoch schon länger vom Gesetzgeber aus dem Handel entfernt.
Oberflächen reagieren unterschiedlich
Ob oder wie stark sich eine Wirkung bemerkbar macht, hängt auch von der Beschaffenheit der Oberflächen ab.
Bei Textilien oder Holz z.B. ist eine stärkere Wirkung zu erwarten als bei Materialien wie Stein oder Plastik. Sie sind weicher oder fasriger, sodass das Gemisch tiefer eindringen kann.
Warum mit Wasserstoffperoxid reinigen oder desinfizieren?
Bei einer handelsüblichen 3% igen Lösung ist die Bleichwirkung um ein vielfaches geringer als bei stärkeren Lösungen. Die positiven Eigenschaften jedoch, wie das Zerstören von Viren und Bakterien sind noch vorhanden.
Wir können uns diese Eigenschaften also zu Nutze machen. Jedoch sollte im Auge behalten werden, dass ebenfalls eine Veränderung der Oberfläche durch Oxidation eintreten kann.
Gesunden Menschenverstand einsetzen
Wer kein Risiko eingehen will, sollte also niemals eine stärkere Lösung als 3% im Haushalt verwenden. Auch sollte man vorher testen, ob sich die Oberfläche des zu reinigenden Gegenstandes eventuell verändern könnte.
Auch ist es hilfreich sich zu fragen, ob es überhaupt etwas ausmacht, wenn der zu behandelnde Gegenstand sich eventuell etwas aufhellt? Bei schwarzem Marmor und teurem Holzboden vermutlich schon – also Finger weg! Beim Desinfizieren der Zahnbürste oder der Lunchbox wahrscheinlich weniger 😉
Und bei einigen Gegenständen mit heller Oberfläche wie z.B. das Kühlschrankinnere oder vergilbtes Plastik, dürfte eine Aufhellung wahrscheinlich sogar wünschenswert sein. Sie wird aber wegen der zu schwachen Stärke vermutlich nicht eintreten.
Meine Erfahrungen
Sicher und unbedenklich sind Materialien wie Glas, Keramik und Amaturen im Bad und Küche. Bei normalen Fliesen konnte ich auch keine Veränderung feststellen, außer, dass sie schön glänzten. Auch bei Plastik habe ich bisher keine negativen Veränderungen beobachten können. Bei Holzschneidebretter habe ich ebenso bisher keine Bleichwirkung festellen können.
Vorsicht bei
Meine Recherheergebnisse haben ergeben, dass Vorsicht geboten ist bei Holzböden und auch bei Natursteinfliesen oder dunklem Marmor. Bei Letzterem soll eine gelegentliche Behandlung mit H2O2 zwar völlig OK sein, aber es wird nicht empfohlen, es als Dauerreiniger anzuwenden.
Auch bei Kleidung (Rotweinflecken etc.) ist es ratsam, eher vorsichtiger zu sein. Ein Rotweinfleck könnte allerdings unschöner wirken als eine vielleicht etwas ausgebleichte Stelle.
Fazit
- Wasserstoffperoxid wird als Bleichmittel klassifiziert, es benötigt aber eine gewisse Konzentration und Bleichverstärker, damit es richtig funktioniert.
- Einige Oberflächen können sich beim Behandeln mit Wasserstoffperoxid durch Oxidation verändern.
- Bei den meisten Gegenständen im Haushalt ist bei normaler Anwendung (3%) keine negative Veränderung der Oberfläche zu erwarten. Jedoch sollte im Zweifelsfall immer zuvor getestet werden.
Abschließendes
Ich bin davon überzeugt, dass Wasserstoffperoxid im Haushalt sehr nützlich sein kann. Es kann sich sehr lohnen, damit zu experimentieren!
Es ist falsch, generell zu schlussfolgern, man könne Wasserstoffperoxid nicht zum Reinigen verwenden, da es ja ein Bleichmittel ist. Die Vorteile beim Reinigen und Desinfizieren von Gebrauchsgegenständen überwiegen für mich definitiv die Nachteile.
Damit man aber nicht leichtfertig mit dem Stoff hantiert, sollte man im Kopf behalten:
Interessantes über die Chemie von H2O2:
https://www.chemieunterricht.de/dc2/h2o2/index.html
Eingangsbild Titel: Der Lernprozess!